Paleo-Diät im Fokus: Pro und Contra zur Steinzeit-Diät

Die Paleo-Diät polarisiert. Die Anhänger des Konzepts lassen nichts auf die Diät kommen und argumentieren mit ihrer großen Wirksamkeit. Kritiker verweisen jedoch auf gesundheitliche Risiken durch eine zu einseitige Ernährung. Im dritten Teil der Artikelserie zum Phänomen Paleo-Diät setzen wir uns mit den Pros und Contras auseinander.

Zunächst einmal sind viele positive Aspekte der Paleo-Diät breit anerkannt. Auf frische und hochwertige Lebensmittel zu setzen, ist etwa ein erstrebenswerter Ansatz für jedermann. Allerdings stößt die Ernährung à la Steinzeit auch auf Kritik.

Dennoch: Millionen Menschen weltweit ernähren sich mittlerweile freiwillig wie unsere Vorfahren aus grauer Urzeit, eine ganze Reihe von Ratgeberbüchern schaffte es in die Bestsellerlisten. Das Thema interessiert und polarisiert.

Was sagt die Wissenschaft zu Paleo?

Zahlreiche Studien weisen auf die Wirksamkeit der Steinzeit-Diät hin. So wertet eine US-Untersuchung, die im Journal of Diabetes Science and Technology veröffentlicht wurde, verbesserte Blutzuckerwerte und ein vermindertes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Probanden der Studie als eindeutige Folge der Steinzeit-Diät.

Laut einer schwedischen Studie sorgt die Paleo-Diät wegen des hohen Protein-Gehalts und ihrer Nährstoffdichte für die höchste Sättigungsrate pro aufgenommener Kalorie überhaupt. Sie gilt in dieser Hinsicht sogar als besser als die Mittelmeer-Diät, die vor allem mit ihren vielen Proteinen und ungesättigten Fetten den Hunger einbremst und so Übergewicht vorbeugt.

Es gibt allerdings auch Gegenstimmen, die unter anderem anführen, dass Steinzeitmenschen mit dieser Lebensweise kaum älter als 25 Jahre wurden, und so weiter. Um den Fakten und Indiziendschungel übersichtlich zu halten, haben wir hier die größten Pros und Contras gesammelt.

Die Pros (Vorteile) zur Paläo-Diät

  • Die Paleo-Diät funktioniert: Ohne Zweifel kann man mit der Paleo-Diät jede Menge Körperfett verbrennen und effektiv abnehmen. Ernährung basierend auf hochwertigen tierischen Proteinen, viel Gemüse und ungesättigten Fetten wirkt sich zudem positiv auf die Gesundheit aus.
  • Die Ernährungsweise mit viel Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse zu einer Stabilisierung des Blutzuckers und bekämpft Hautunreinheiten.
  • Es gibt kein Völlegefühl nach Mahlzeiten.
  • Die typische Müdigkeit am Mittag und frühen Nachmittag bleibt aus.
  • Viele Anhänger der Paläo-Diät führen an, dass sie sich fitter fühlen und auch sportlich bessere Leistungen vollbringen können.
  • Der Körper erhält bei einem ausgewogenen Design der Paläo-Diät alle wichtigen Nährstoffe.
  • Die Menschheit existiert seit mehr als 2,5 Millionen Jahren. Dabei wurde von der Evolution immer wieder „ausgemistet“, was der Mensch zum Leben braucht und was nicht. Dass wir heute Getreide essen, ist eine relativ „junge“ Errungenschaft. Fast Food und Fertiggerichte oder Süßigkeiten erst recht – und dass diese nicht gesund sind, ist allgemein bekannt. Folglich kann eine Ernährungsweise mit Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst, Wurzeln, Nüssen oder Samen nicht ganz verkehrt sein.
  • Viele potenziell gesundheitsschädliche Lebensmittel wie Zucker, stark verarbeitete Pflanzenfette, Milchprodukte oder Getreide werden schlicht nicht mehr aufgenommen. Weiterhin glauben Anhänger von Paleo, dass sich der menschliche Körper noch nicht vollends auf deren Verarbeitung eingestellt hat. Ergo sollen diese nicht nur für Übergewicht, sondern auch für die Entstehung von Krankheiten verantwortlich sein. Darauf würden Phänomene wie Laktoseintoleranz oder die weit verbreitete Unverträglichkeit von Gluten mehr als nur hindeuten.
  • Viele Wissenschaftler und Mediziner stützen die Wirksamkeit der Paleo-Diät. Sie sehen darin den Beweis, dass ein einfaches Ernährungskonzept, das auf natürlichen Lebensmitteln basiert, auch dauerhaft funktionieren kann. Lediglich bei rotem Fleisch empfiehlt auch die Wissenschaft einen eingeschränkten Konsum. Zucker oder industriell verarbeitete Fette haben aber eine sehr viel schädlichere Wirkung auf die Gesundheit.
  • Ein weiteres klares Plus liegt darin, dass Paleo im Grunde keine Diät ist, sondern ein langfristiges Konzept, bei dem die Ernährung dauerhaft umgestellt wird. Dies funktioniert, weil Paleo nicht mit großer Kalorienreduzierung einhergeht. Gegessen werden darf solange, bis man satt ist. Lediglich die zur Verfügung stehenden Lebensmittel sind gemäß der Philosophie eingegrenzt.
  • Ein stabiler Blutzuckerspiegel sorgt für ein ausgeglichenes Sättigungsgefühl und unterstützt zudem die Fettverbrennung, weil die Insulinkurve nach Mahlzeiten kaum ansteigt. Weiterer Vorteil gegenüber vielen Diäten: Es werden keine Punkte vergeben oder Kalorien gezählt. Deswegen bleibt auch der berüchtigte Jojo-Effekt aus.
  • Anders als bei zahlreichen Diäten besteht in der Regel nicht das Risiko einer Mangelernährung, weil alle Makronährstoffe (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate) aufgenommen werden und auch viele Vitamine oder Spurenelemente in den erlaubten Lebensmitteln enthalten sind. Allerdings gibt es Ausnahmen (siehe unter Contras).
  • Paleo ist eine Ernährungsform mit Genuss. Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse bieten viele verschiedene Geschmacksrichtungen und lassen sich toll miteinander kombinieren. Dies trägt auch dazu bei, dass Steinzeit-Ernährung nach einer Zeit der Eingewöhnung keinen Verzicht auf Lebensqualität darstellt.

Die Cons (Nachteile) zur Paläo-Diät

  • Es gibt nicht die Steinzeit-Ernährung schlechthin. Geologische und geographische Gegebenheiten hatten einen großen Einfluss auf das Nahrungsangebot unserer Vorfahren in der Urzeit. Zudem gehen Wissenschaftler davon aus, dass den Steinzeitmenschen Fleisch sehr viel seltener zur Verfügung stand, als es bei Paleo empfohlen wird.
  • Bei Paleo gibt es reichlich Proteine und ungesättigte Fettsäuren – so gut, so schön. Doch gerade Sportler brauchen oft schon etwas mehr. Gerade Ausdauerathleten sind auf Kohlenhydrate als „Treibstoff“ angewiesen. Diese sind in der Steinzeit-Ernährung am ehesten noch im Obst zu finden. Die darin enthaltene Fruktose ist aber ein Einfachzucker und somit nichts, wovon ein Sportler lange zehren kann. Anders ausgedrückt: Kohlehydrate aus Vollkornprodukten oder Kartoffeln bringen durchaus auch Vorteile und sind nicht zu verteufeln.
  • Auch Punkt drei ist eine Kehrseite der Medaille: Ein hoher Fleischkonsum hat auch negative gesundheitliche Auswirkungen. Hinzu kommt der Umweltaspekt, weil für die Tierzucht ganze Urwälder gerodet werden. Entweder als Weidefläche und viel häufiger noch als Anbaufläche für Tiermast-Produkte.
  • Paleo ist auch durchaus teuer. Qualitativ hochwertige Lebensmittel haben ihren Preis. Wer täglich Bio-Fleisch essen möchte, muss tief ins Portemonnaie greifen. Auch gutes Gemüse kann kosten. Dennoch: In vergangenen Zeiten haben wir sehr viel mehr unseres Einkommens in unser Essen und Trinken investiert als heute, wo „dank“ Massenproduktion viele Produkte sehr günstig zu bekommen sind.
  • Leben nach den Grundsätzen von Paleo ist auch sehr zeitaufwändig. Mindestens einmal täglich muss frisch gekocht werden, zudem fällt der Einkauf ein. Zeitsparende Alternativen wie das Fast-Food-Restaurant oder der Snack vom Kiosk sind raus – dafür ist Paleo aber auch sehr viel gesünder.

Was denn nun: Paleo ja oder nein?

Letztlich muss jeder in dieser Frage seine eigenen Prinzipien setzen. Objektiv betrachtet hat Paleo aber viele Vorteile. Den Nachteilen kann man entgegentreten durch eine bessere Planung sowie eine gesunde Gewichtung bei der Nahrungsaufnahme. Dabei gilt es auch, auf die persönlichen Lebensumstände einzugehen.


Bildnachweis: Thinkstock / Eskemar


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One thought on “Paleo-Diät im Fokus: Pro und Contra zur Steinzeit-Diät

  1. Lukas

    Hi ich würde mich sehr für die Studien interessieren die im oberen Teil des Artikels angegeben worden sind. Gibt es dazu Quellen?
    Danke schonmal 🙂

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