Die Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIR) ist eine verhältnismäßig junge Methode zur Ermittlung der Körperzusammensetzung beziehungsweise zur Berechnung des Körperfettanteils.
Trotz des Einsatzes moderner Techniken beklagen Kritiker aber eine Vielzahl von Unwägbarkeiten, die gerade bei extrem schlanken sowie bei extrem übergewichtigen Menschen zu ungenauen Ergebnissen führen können.
So funktioniert die Nah-Infrarot-Spektroskopie
Eine Nah-Infrarot-Spektroskopie wird üblicherweise in einer speziell ausgerüsteten Praxis oder in einem sportwissenschaftlichen Institut vorgenommen. Eine private Anschaffung wäre angesichts des hohen Marktpreises eines NIR-Spektrometers von mehreren tausend Euro wenig sinnvoll und dürfte zudem für die wenigsten Menschen interessant sein.
Die Methode der Nah-Infrarot-Spektroskopie macht sich Prinzip der Lichtreflexion zunutze. Konkret wird der unbekleidete Oberarm mit Lichtstrahlen im Infrarot-Bereich zwischen 700 und 1100 Nanometer Wellenlänge bestrahlt. Die Strahlen können bis zu vier Zentimeter unter die Haut eindringen.
Weil Fettmasse, Muskelmasse oder Knochen unterschiedliche Reflexionen hervorrufen, lassen sich in der Theorie Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des gesamten Körpergewebes ziehen. Der Oberarm wurde dabei als einzige Messstelle für ausreichend befunden. Weiterhin müssen verschiedene Hilfsparameter wie das Geschlecht, das Alter, die Größe oder der Aktivitätsgrad hinzugenommen werden.
Vor- und Nachteile der Nah-Infrarot-Spektroskopie
Positiv hervorzuheben ist, dass die Infrarotstrahlen gesundheitlich völlig unbedenklich sind. Die Messung kann also beliebig oft durchgeführt werden. Weiterhin fallen die Ergebnisse einer Nah-Infrarot-Spektroskopie unabhängig vom Ess- und Trinkverhalten der letzten Stunden aus.
Der Haken bei der Nah-Infrarot-Spektroskopie besteht darin, dass der Körper maximal vier Zentimeter tief durchleuchtet werden kann – tiefer können die Infrarotstrahlen schlicht und einfach nicht vordringen. Damit erhält man aber kein allgemeingültiges Ergebnis, sondern bestenfalls Näherungswerte.
Ein Beispiel: Gerade bei übergewichtigen Menschen verbirgt sich das Körperfett nicht ausschließlich direkt unter der Haut, sondern oftmals auch zwischen den Organen. Dieses so genannte viszerale Fett gilt als besonders gesundheitsgefährdend. Weil es sich so tief im Körperkern befindet, ließe es sich nicht einmal erfassen, wenn man die Nah-Infrarot-Spektroskopie auf den gesamten Körper ausdehnen würde. Folglich wird dieses viszerale Fett bei der NIR auch nicht in die Berechnung des Körperfettanteils einbezogen.
Daneben gibt es verschiedene wissenschaftliche Studien, in denen der Nah-Infrarot-Spektroskopie Messungenauigkeiten vorgeworfen werden. Tenor: Menschen mit einem hohen Körperfettanteil erhalten durch eine NIR geschönte Werte, während bei besonders schlanken Menschen oftmals ungewöhnlich hohe Körperfettwerte ermittelt werden.
Nimmt man den hohen Messaufwand beziehungsweise die hohen Anschaffungskosten eines NIR-Spektrometers hinzu, bringt diese Methode keinen wesentlichen Vorteil. Eine BIA (bioelektrische Impedanz-Analyse) ist deutlich günstiger und durchleuchtet den gesamten Körper – auch wenn diese Methode ebenfalls ihre Schwächen hat, wie Sie im Verlauf dieser Serie bereits erfahren haben.
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